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Kirche St. Hippolyt in Hennenberg

 

Ein weithin unbekanntes Kleinod von besonderem kunsthistorischem Wert ist die Kirche St. Hippolyt im Berchinger Ortsteil Hennenberg.

Hennenberg gehörte historisch zum Pflegeamt Holnstein. Das Adelsgeschlecht der Holnsteiner saß auf der gleichnamigen Burg im Tal der Weißen Laber. Die Holnsteiner waren die Vögte fürs Bistum Eichstätt. Im 13. Jahrhundert waren die Herren von Heideck hier, im 17. Jahrhundert war Graf von Tilly Herr über das Pflegeamt.

 Die Kirche St. Hippolyt ist eine Saalkirche mit eingezogenem gewölbtem Chor, die in spätgotischen Zeit vor 1424 errichtet worden war. 1627 bis 1629 wird von der „Honnenberger Kirche“ berichtet, die als baulich schön bezeichnet wird. Vermutliche habe das Gotteshaus auch unter dem 30 Jährigen Krieg gelitten, am 28. Juni1726 wurde die Kirche nochmals eingeweiht. Im Wesentlichen hat sie sich in ihrer mittelalterlichen Bausubstanz erhalten. Über die Kirche selbst gibt es kaum Fachliteratur.   Seit 1754 gibt es zur Kirche einen Friedhof. Am 24.01. 1765 genehmigte der Franziskanerprovinzial P. Monitor Bucher, dass in der Kirche von Hennenberg ein Kreuzweg errichtet werden darf.

Der Kirchturm wurde 1840 durch einen Blitzschlag beschädigt. In den Jahrzenten danach wurde der Turm immer baufälliger, so dass er 1940 abgetragen wurde und wegen der schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse nicht wieder aufgebaut. 1955 kam der Eichstätter Bischof Joseph Schröffer zu Besuch und der Waltersberger Pfarrer Peter Hollweck lies 30 Zentner Kalk einlöschen, da der Kirchturm wieder errichtet werden soll. Im Jahre 2012 wurde der Kirchturm als Holzkonstruktion im Zuge der großen Kirchenrenovierung (Fundamente – Außenputz- Gebälk- Dach) mit großer finanzieller Unterstützung des dafür gegründeten Förderverein Kirchturm Hennenberg wieder errichtet. Freitag der 24. August 2012 war ein erhebender Moment für das Dorf Hennenberg, mit einem Autokran wurde die komplett eingeblechte Turmspitze aufgesetzt. Anschießend fand das Hebfest im Feuerwehrhaus statt.

Es ist mittlerweile der 3. Turm, der das Gotteshaus in seinen jetzigen Ausenmaßen ziert. Die erste Turmform war eine sog. Bauchkuppel (Zwiebelturm), die am östl. Firstende auf den Dachsparren aufgesetzt war. (Quelle Diözesanarchiv Eichstätt), Sie war vom Umfang her vermutlich wesentlich kleiner als d. jetzige Turm. Bei den letzten Bauarbeiten wurde aufgrund der noch vorhandenen Aussparrungen im Holz über dem Chor festgestellt, dass ursprünglich der Walm im Chorbereich bis zur Firstspitze hochgezogen war. Der zweite Turm, der knapp hundert Jahre das Gotteshaus schmückte (1840 bis 1939) war aus sog. Bachsteinen (Tuff) gemauert und wesentlich wuchtiger. Das sehr hoheEigengewicht des 40 cm starken Mauerwerks, war auf den sog. Fünfeckpfetten in ca 2,50m Höhe ab Balkenlage Chor aufgesetzt, Im Staatsarchiv Amberg wurde 2011 eine Photografie entdeckt. Die Form des Turmhelms mit den 4 Dreiecksgiebeln diente 2012 als Vorlage für die Rekonstruktion.

Im neu errichteten Glockenstuhl bekamen nun die beiden Glocken, die über drei Jahre lang geschwiegen hatten, wieder ihren würdigen Platz. Die Glocke 2 hängt im unteren Holzjoch, Sie ist eine wertvolle Bronzeglocke, wurde 1764 von Johann Silvius Kleeblatt in Amberg gegossen, wiegt 250 kg. Sie ist in der Diözese Eichstätt eine der wenigen noch existierender Instrumente dieses Gießers. Aussen auf der Glocke ist der Heilige Wendelin mit den Tieren und der Heilige Nepamuk mit den fünf Sternen ( 5Sterne stehen für T-A-C-U-I ist Tschechisch- auf Deutsch, ich habe geschwiegen) der in Prag von der Brücke gestürzt wurde, da er die Beichtgeheimnisse der Königin nicht verraten hat. Die Glocke 1 hängt darüber, ist eine Bronzeglocke und ist 1958 von Georg Hofweber in Regensburg gegossen worden, Sie wiegt 160kg. Sie  träg aussen die Aufschrift „ zu Ehren des Heiligen Hippolyt“ von der Dorfgemeinschaft Hennenberg.   Die Glocke 1 wurde ersetzt, da ihre Vorgängerin in den Kriegszeiten nach Dietfurt Bahnhof gebracht wurde und dort von Johann Stampfer mit dem Pferdefuhrwerk heimlich unter Lebensgefahr wieder zurückgeholt wurde. Die beschädigte Glocke war jahrelang mit einem Loch im Friedhof gestanden.

Die beiden Glocken, die 71 Jahre lang am verbliebenden Turmfragment im Dachraum über dem Chor hingen und läuteten, bekamen mit dem neuen Glockenstuhl 2012 wieder ihren würdigen Platz. Nach Auskunft des Glockensachverständigen Thomas Winkelbauer wurden im Dritten Reich die Glocken nicht von den Kirchtürmen geholt um Munition herzustellen, sondern die Nazis wollten die Glocken zum Schweigen bringen.

Im Jahre 1837 wurde die Westfassade erneuert. 1845 Dach und Grundmauern ausgebessert.

Im Jahr 1913 wurde von Berchinger Kirchenmaler Karl Ambros das Deckenfresko geschaffen. Es zeigt die Heilige Dreifaltigkeit mit den vier Evangelisten. 1929 wurde die Orgel errichtet, Baustil 18. Jahrhundert, nach Aussagen der Orgelbauer ist das eine Bittner Orgel, die Orgel stand aber früher wo anders , vermutlich ist sie in der Höhe abgeschnitten worden. 1977 wurde die Kirche renoviert, um das Fundament wurden Dränagen verlegt, ein neuer Außenputz angebracht, ein Teil des Firstes und im südlichen Teil ein Stück des Daches repariert.

Die Kirche in Hennberg bezeichnet Generalkonservator Dr. Braun als besonderes Kunstwerk, die mehrere Kunstepochen umfasst. Das gesamte Inventar, Altäre, Kanzel, Orgel, Gestühl, Beichtstuhl, Gemälde, stammt aus dem 17. Und 18. Jahrhundert . Das jetzige Gestühl stammt aus der Thanner Kirche. Im Innern der Kirche begeistern vor allem der Barbara-Altar auf der rechten Seite und der Marienaltar auf der linken Seite. Der Barbara Altar( Heilige Barbara im Turm) im eleganten Rokkoko-Stil wurde 1771 von Leonhard Pröll aus Hennenberg gestiftet.  Die Muttergottes Statue ist ein Geschenk von der Pfarrkirche St. Leonhard zu Waltersberg. Der Marienaltar stammt aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, Frühbarock. Das Bild zeigt die Madonna im Rosenhaar, Spätgotik und das Wappen von Graf von Tilly mit springenden weißen Hunden. Beide Altäre sind kostbare Kunstgegenstände.     

Von herausragender kunsthistorischer Bedeutung ist der frühbarocke Hochaltar, ein dreiteiliges Retabel, das in seinem Stil noch auf die Renaissance weist. Zwischen  1510 und 1550 wurden Altäre dieser Form gebaut. Die Weintrauben um die Säulen ist 17. Jahrhundert. In der Mitte am Hochaltar ist der Heilige Hippolyt, Patron Hippolyt von Rom zu sehen. Festtag ist der 13. August. Hippolyt wurde 235 oder 236 in Rom begraben Hippolyt  ist ein griechischer Name, (deutsch derjenige der die Pferde los läst).

In der Legende bekehrt sich Hippolytus, der als römischer Offizier als Wächter des eingekerkerten Laurentius eingesetzt war, selbst zum Christentum und stirbt dafür den Märtyrertod, indem er bei lebendigem Leib von Pferden zerrissen wird. Hippolyt wurde so auch zum Schutzpatron der Pferde. Auf der linken Altarseite ist der Heilige ST. Laurentius und auf der Rechten der Heilige ST. Bartholomäus abgebildet.

Der aufgesetzte Tabernakel in Weiß gehalten bildet keine Einheit mit dem Hochaltar, vermutlich ist er später hinzu gefügt worden. Im Inneren befindet sich eine Monstranz in der eine Reliquie aufbewahrt ist.

Die Kanzel ist im ganz schlichten Stil 17. Jahrhundert.

Bei den Kreuzwegstationen handelt es sich um Hinterglasmalerei, die 1765 in Winklarn  im Oberpfälzer Wald enstanden ist. Die Bilder wurden hauptsächlich im Winter gemalt und dann im Rucksack zum haussieren fortgetragen und verkauft.

Gez. Georg Großhauser

Gottesdienstzeiten

Heilige Messen in der Pfarrei Waldkirchen

Samstag 19.00 Uhr; Sonntag 8.30 Uhr oder 10.00 Uhr im Wechsel mit Waltersberg